Juli 8

Camino Francés -Etappe 10

Navarrete (Rioja) ist ein Ort am Jakobsweg in der Autonomen Region La Rioja. Der Jakobsweg verläuft exakt durch die Hauptstraße des Altstadtkerns, der wegen seiner Baudenkmäler und seiner geschichtlichen Bedeutung zum Conjunto histórico-artístico erklärt wurde. Ab dem 12.Jahrhundert stieg die Bedeutung von Navarrete. Von der strahlenden Vergangenheit der Stadt zeugen noch heute die mit Wappen und Schildern verzierten Häuser und Paläste. Zwischen den verschiedenen ornamentalen Motiven können Sie das Jakobuskreuz und andere Pilgersymbole entdecken. Die Gemeinde hat knapp 3000 Einwohner.

Vorwärts immer weiter Schritt für Schritt zieht es uns heute weiter nach

  • Ventosa
  • vorbei an der Kirche mit Friedhof
  • Najera
Etappe 10: Navarrete -> Najera

Die Etappe beträgt 18 KM. Die nächstmögliche Übernachtungsmöglichkeit wäre bei 25 KM , was wir uns bei 34 Grad nicht zumuten wollen.

Unsere Unterkunft liegt direkt am Jakobsweg. Nach dem Frühstück packen wir noch genügen Wasser ein und Ziehen los.

Nach einem Kilometer kommen wir an einer Kirche mit Friedhof vorbei. Das Hauptportal und die zwei Seitenportale stammen von dem ehemaligen Pilgerhospital San Juan de Acre, an dem wir kurz vor Navarrete an der Ruine vorbei gekommen sind.

Puerta del cementerio Friedhofstür

Eines der schönsten Denkmäler Navarretes und in ganz La Rioja ist das Portal des heutigen Friedhofs, das nicht an diesem Ort oder in dieser Anordnung gebaut wurde, sondern von seinem ursprünglichen Standort, dem alten Krankenhaus von San Juan de Acre, verlegt wurde – gegründet 1185 von

  • Doña María Ramírez, Witwe von Fortún Baztán und Mutter von Martín Baztán, Bischof von Osma, gebaut, um diejenigen unterzubringen, die die jakobinische Route bereist haben.

Seine Übertragung wurde 1887 nach den Anweisungen des Projekts des renommierten Architekten aus La Rioja Luis Barrón durchgeführt. Es ist das Portal der Kirche und zwei reich verzierte Öffnungen, die die schließende Mauer des Friedhofs schmücken, die auch mit Ashlaren aus der oben genannten Einsiedelei errichtet wurden, in der es viele Steinzeichen gibt.

Das Portal besteht aus fünf spitzen Archivolten in Degradation. Sie sind mit einer Fülle von Sägezähnen, feinen Stöcken und Diamantspitzen verziert. Auf der Außenseite ist der Schutzumschlag auch mit Diamantspitzen verziert.

Sein Stil ist protogotisch, aber die Kapitelle, die die Seitensäulen übertreffen, sind romanisch und zeigen Pflanzen- und fantastische Motive sowie Pilger und episch-erzählende Themen.

Der Weg führt weiter…

durch das Weingebiet La Rioja. Auf Schotterpiste laufen wir weiter und lassen den Ort Ventosa links liegen. Leicht bergauf geht es auf eine Anhöhe an einem Sendemast vorbei und wieder bergab weiter durch die Weinreben.

Eine Informationstafel zeigt an, dass auf dem Berg, auf dem heute der Sendemast steht, der Legende nach der Kampf des Helden Roland gegen den Riesen Ferragut stattgefunden haben soll, von dem im Rolandslied die Rede sein soll.

Wir gehen weiter über eine Landstrasse an einem Kieswerk vorbei und schliesslich über einen Bach.

Auf der Mauer, die den Weg zur Fabrik hin begrenzt, hat jemand ein Gedicht über den Weg geschrieben. Es wurde von Garibay Danos verfasst, einem Priester, der in Najera lebte und dort die Pilger tatkräftig unterstütze.

Gedicht folgt.

Nach weiteren 2KM erreichen wir den ersten Kreisverkehr in der Kleinstadt Nájera. Wir überqueren den Fluss Nájerilla und erreichen auch gleich unsere Unterkunft.

Heute steht uns eine Badewanne zur Verfügung. Welch eine Freude 👍👍

Nach einem erfrischenden Bad und einer Ruhepause schauen wir uns noch die Stadt an. Und siehe da, wir finden eine Confiteria, die auch mal Kuchen (in unserem Sinn) anbietet. Wir haben auch gleich ein Stück gekauft.

Seht nur, wie sich Marina freut!

Wir geniessen unser Abendessen mit einem kühlen Estrella Galicia und sind einfach nur glücklich 😃

Seit langer Zeit endlich mal wieder Pasta.

Bedeutendstes Bauwerk von Nájera ist das Kloster Santa María la Real de Nájera, Grablege der Könige von Navarra und mit einem prächtigen spätestgorischen Kreuzgang.

Sehenswürdigkeit

Bedeutendstes Bauwerk von Nájera ist das Kloster Santa María la Real de Nájera, Grablege der Könige von Navarra und mit einem prächtigen spätestgorischen Kreuzgang.

Monasterio de Santa María la Real de Nájera

Juli 7

Camino Francés -Etappe 8

Viana ist eine Stadt am Jakobsweg in der Autonomen Gemeinschaft Navarra. Sie wurde 1219 gegründet, erhielt 1630 Stadtrecht. Durch seine Grenzlage erlebte Viana immer wieder Angriffe und Plünderungen durch kastilische Truppen. Königin Eleonore von Navarra verlieh aus diesem Grund 1467 der Stadt den Titel Muy Noble y Leal Ciudad de Viana Cabeza del Principado de Navarra. („Sehr edle und getreue Stadt Viana, Hauptstadt des (Kron-)Fürstentums Navarra“). Stadtpatronin ist die heilige Maria Magdalena. Wikipedia

Viana hat 4300 Einwohner. Der Ort liegt in der Senke von Estella und vereint auf dem Gemeindegebiet einen Höhenunterschied von fast 400 Metern: Während das Stadtzentrum auf 469 m liegt, erreicht die Bojes-Höhe (Alto de los Bojes) mit 836 Metern nicht ganz doppelt so viel. Die Landschaft im Norden ist dementsprechend bergig, während der südliche Teil Richtung Ebro eben ist. Alle Bäche des Gebiets vollziehen dieses Gefälle nach und fließen zum Ebro und damit ins Mittelmeer.

Vorwärts immer weiter Schritt für Schritt machen wir uns auf den Weg von

  • Viana
  • Kapelle Virgin de Cueves
  • Grenzübergang zur Region Rioja
  • Logrono
Ein letzter Blick zurück auf Viala.

Wir folgen dem Jakobsweg vorbei an der Ruine San Pedro, hinaus der Stadt. Wir folgen 3 KM einer wenig befahrenen Teerpiste bis zur Kapelle Virgen de Cuevas.

Auf dem Weg in die größere Stadt Logroño überqueren wir in Grenze zwischen der autonomen Region von Navarra und La Rioja und wie zu erwarten ist Logroño vom Weinbau geprägt.

Es sind nur wenige Pilger unterwegs. Weit und breit kaum jemand zu sehen, und was noch wichtiger ist, es ist still. Kein Geplapper.

Genauso hatten wir es uns vorgestellt.

Zeit zum Meditieren: Nichts Existentielles, nein, nur den Gedanken freien Lauf lassen oder gar nicht denken; Die Natur beobachten.

Über die Brücke dann noch 250 m und wir sind an unserer Unterkunft, die mitten in der Altstadt liegt.

Die Stadt wuchs mit der Pilgerbrücke Puente de Piedra (Steinerne Brücke) zu einem wichtigen Zentrum des Pilgerwegs, und hier finden sich entsprechend viele Herbergen.

Wir sind angekommen

Unser Zimmer ist hell, sauber und ausreichend gross. Nach dem Duschen haben wir uns eine kleine Ruhepause gegönnt, die in einem 3 Stunden-Tiefschlaf endete.

Wir rappelten uns auf für eine Stadtbesichtigung.

Bilder kommen noch.

Abendessen bei

…dann ab ins Bett.

Juli 6

Camino Francés -Etappe 7

Estella-Lizarra eine Kleinstadt in Mittel-Navarra in Spanien. Estella hat 13.810 Einwohner und ist damit der sechstgrößte Ort von Navarra. Beide Namen der Stadt, Estella und Lizarra, werden amtlich benutzt. Wikipedia

Die kleine Stadt Estella-Lizarra liegt von Hügeln umgeben an einer Schleife des Flüsschens Ega. Zwar leben hier nur knapp 14.000 Menschen, doch diese relativ bescheidene Zahl macht Estella schon zur sechstgrößten Stadt in Navarra.

Estella befindet sich auf der Hälfte des Weges zwischen den Hauptstädten Navarras (Pamplona) und der Rioja (Logroño). Es liegt in einem Tal 421 m ü. NN und ist von den folgenden Bergen umgeben: Montejurra, Peñaguda, Cruz de los Castillos, Santa Bárbara und Belástegui. In einem spanischen Sprichwort heißt es, dass man Estella seiner Berge wegen erst dann sieht, wenn man schon dort ist: „No se ve Estella hasta llegar a ella.“ Dieser Bergring schützt die Stadt vor kalten Winden und ist damit für Estellas mildes Klima verantwortlich.

ÜHeute Morgen haben wir Gewitter und leichten Regen bei angenehmen 21 Grad.

Wir haben etwas länger geschlafen und gehen erst mal frühstücken. Espresso solo und Tostato – dann sehen wir weiter.

Wie heisst es so schön?

In der Ruhe liegt die Kraft.

Es krummelt nur noch leicht und der Regen ist in vereinzelte Schauer übergegangen.

Also gehts los: Vorwärts immer weiter Schritt für Schritt Richtung Viana.

  • Estella
  • Ayegui (Stadtteil von Estella)
  • Azqueta
  • Villamajor de Monjardin
  • Los Arcos
  • Sansol
  • Torres del Rio
  • Viana
Estella – Villamajor de Minjardin
—> bis Los Arcos
—> Viana

Noch Proviant einpacken d. h. Bocadillo (Baguette Sandwich) mit Tortilla (Eier-Kartoffel-Omelette) und Wasser, dann gehts los.

Die Strecke durch Estella zieht sich. Gerade haben wir den Stadtteil Ayegui hinter uns gelassen, setzt wieder Nieselregen ein.

Nach ca. 1,5 Km auf Schotterpisten und Feldwege erreichen wir das Weingut Bodegas Irache. Das Weingut mit 150 Hektar Anbaufläche ist ein wichtiger Arbeitgeber am Ort und wurde im Jahr 1891 gegründet. Heute gehört das Untergebiet namens „Tierra Estella“ zu den wohl besten Gebieten der Herkunftsbezeichnung Navarra für die Herstellung von Qualitätsweinen mit großem Ausbaupotential. Die Region mit ihren Weinlagen versorgte schon im 12. Jahrhundert das Königshaus von Navarra mit Wein. Bekannteste Rebsorten des Gebietes sind Tempranillo, Garnacha, Cabernet Sauvignon, Merlot, Graciano und Weißweine mit den RebsortenViura, Chardonnay und Malvasia. Die Geschichte der Weinkellerei verläuft parallel zum gleichnamigen Kloster, in dem einst das erste Pilgerhospital des Jakobswegs eingerichtet wurde.

Inzwischen regnet es heftig. Das Laufen macht nicht wirklich Spass und unser Interesse an dem Weinbrunnen Bodegas Irache ist gleich null.

Wir laufen und laufen, mal auf Schotterwegen, teilweise auch entlang der Landstrasse. Auf freier Strecke an der Strasse winke ich, als ein Linienbus sich nähert. Ich kann es kaum glauben – er hält an. Er fährt nach Logrono. Genau unsere Richtung. Er öffnet und die Ladeluke für unsere Rucksäcke und lässt uns einsteigen. Nach 2-3 KM nimmt er noch eine Pilgergruppe auf, die bei heftigem Regen unterwegs ist. In Viana lässt er alle Pilger aussteigen. Wir bedanken uns alle ganz herzlich bei Ihm. Dank des netten Busfahrers blieben uns 2 Stunden Fussmarsch im Regen erspart.

Jetzt ab in unser Zimmer und um die nasse Regenkleidung kümmern, denn morgen sind wir wieder an einem anderen Ort.

Stadtrundgang

Der Regen hatte sich inzwischen verzogen. Wir nutzen die Zeit bis zum Abendessen für eine kleine Erkundungstour.

Hochaltar der Kirche Santa Maria

Nach einer Ruhepause und Planung der nächsten Etappe ist es Zeit für das Abendessen. Die Tage vergehen wie im Flug.

Die erste Pasta seit wir in Spanien unterwegs sind!

Juli 5

Camino Francés -Etappe 6 ❤️🎂

Puente la Reina ist eine Gemeinde mit 2840 Einwohnern in der autonomen Region Navarra. In Puente la Reina vereinigen sich der aragonesische und der navarresische Zweig des Jakobsweges, der gemeinsame Weg überquert den Fluss Arga über die gleichnamige Brücke. Wikipedia

Heute geht es fix weiter nach Estella - denn heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir haben was zu feiern und  dazu brauchen wir auch die passende Infrastruktur. Estella schein uns da passend. 
Heute feiern wir Marias Geburtstag 💐     🥂🍾   ☕️🎂  🍽🥘🍷
Nachmittags starten wir mit Kaffee und Kuchen und abends geht es weiter bei einem leckeres Abendessen mit Rioja.
Als Absacker finden wir sicher noch was passendes.
Marina ist unser Geburtstagskind

Vorwärts immer weiter Schritt für Schritt brechen wir auf nach

  • Mañeru
  • Cirauqui
  • Lorca
  • Villatuerta
  • Estella

Diese Etappe bringt uns durch leicht hügeliges Gelände rechts und links der Autobahn nach Estella. Wir wandern somit auch heute noch in der Region Navarra.

Durch den Bau der Autobahn A-12 sind viele bisherige Strassen und Wege unterbrochen resp. ersetzt worden, aber eben mit Autobahn, nicht mit Caminos. Ein neuer Camino ist aber entstanden, womit ältere Dokumentationen unbrauchbar geworden sind.

Wir verlassen Puente del Reina über die Brücke, die im 11. Jahrhundert erbaut wurde um Pilgern die Überquerung des Flusses Argo zu erleichtern. Sie gab der Stadt ihren Namen.

Etappe 6

Wir laufen zunächst eben auf Feldwegen und nach 2,5 KM gehts zum Teil steil bergauf. Anschliessend geht es an der Begrenzung der Autobahn 1,5 KM bis zum Ortseingang von Mañeru.

Übrigens:
Der Name Cirauqui kommt aus dem Baskischen und bedeutet „Kreuzotternnest“, was wohl auf die Vorbewohner des Hügels anspielt.
Der kleine Ort Cirauqui hat ca. 500 Einwohner.

Hier verlassen wir die „Autobahn“ und laufen auf einen schönen Feldweg durch die Weinberge nach Cirauqui. Weit und breit keine Café-Bar zu finden.

So geht es ohne Kaffeepause auf der historischen, gut erhaltenen Römerstraße aus dem Dorf bergab und hinunter zur halbverfallenen Römerbrücke. Straße und Brücke sind mit uralten Steinplatten belegt, eine Allee mit mächtigen Säulenzypressen steht entlang des Weges und man kann sich die alten Römer hier wahrlich gut vorstellen. Beeindruckend und einfach nur toll. Die dann kommenden Kilometer bis nach Lorca führen fast ausschließlich durch Weinberge und Olivenhaine.

Ohne längere Fotosessions geht es zügig nach Estella. Grund ist ja bekannt 😃

Nur noch ein paar Kilometer und wir erreichen den Ortsanfang von Estella und dann den Plaza San Martin, wo wir uns ein Espresso solo und Marina, wie immer, ein Cafe con leche gönnen.

Jetzt noch unser erstes Hostel mit Autocheckin aufsuchen und duschen, dann kann die Party steigen.

Marina hat sich richtig rausgeputzt und eine ordentliche Portion „irgendwas“ bestellt
Da in Spanien erst spät gegessen wird, haben wir uns einen Nachmittagssnack gegönnt.  Hat sehr gut geschmeckt.

Nach einem kleinen Stadtrundgang haben wir Siesta gemacht.

Stadtrundgang

In der Bar La Estación haben wir lecker gespeist.

Wir hatten viel Spass bei der Auswahl der Speisen. Der Google-Übersetzer war uns eine grosse Hilfe. Da gab es z. Bsp.

  • Trenchcoat Garnelen
  • Flügelkrake

Wir haben uns für Patatas bravas und Rabas con Ali-Oli entschieden.

Jetzt ruft unser Bett – denn es war ein anstrengender Tag.

Juli 2

Camino Francés – Etappe 4

Die Pyrenäen rufen…

Nach einer längeren Pause in Pamplona, verlassen wir heute (3.7.) die Stadt in Richtung Pyrenäen und bleiben somit noch in der autonomen Regio Navarra.

  • Zariquiegui
  • Uterga
  • Muruzabal
  • Obanos
  • und schliesslich Puente La Reina

Vorwärts immer weiter Schritt für Schritt führt uns der Weg von der Plaza de Navarreria nach ca. 1,3 Km nicht weit an der Zitadelle vorbei. Nach weiteren 2 KM über verschiedene Strassen der Vorstädte verlassen wir die Stadt endgültig. Weiter entlang der Landstrasse erreichen wir nach 2 Km Cizur Menor.

Zunächst meist bergab geht es vorbei an den Ortsteilen von Cizur Menor um anschliessend weitere 5 KM auf Schotterwegen stetig bergauf zu dem kleinen Dorf Zaiquiegui zu kommen. An dem Brunnen vor der Kirche können wir uns mit frischem Wasser versorgen.

Wir durchqueren das Dorf und wechseln an einer Weggabelung auf einen schmalen, steil ansteigenden Pfad, der dann breiter wird und uns zu einem weiteren Pilgerbrunnen führt.

Wir haben Glück, heute führt er Wasser. Das ist nicht immer so.

Nach wenigen Minuten haben wir die Passhöhe Puerto del Perdon auf 734 m erreicht.

Der Alto del Perdón ist der Übergang des Jakobswegs Camino Francés, über die Sierra del Perdón in der Autonomen Gemeinschaft Navarra.
Der Bergzug liegt nahe Pamplona, auf Deutsch bedeutet sein Name Berg der Läuterung.

Doch jetzt nehme ich hier oben, auf dem knapp 1000 Meter hohen Bergkamm der Sierra del Perdón, eine weitere Facette wahr. Ein grünes Bewusstsein!

Unser Blick fällt auf einen mit Windrädern gespickten Höhenzug, die Spalier stehen.

Bisher haben tief verwurzelte Traditionen und streng gläubig praktizierter Katholizismus, angereichert mit reichlich Heiligen- und Märtyrerverehrungen, mein Bild von Navarra geprägt. Dazu dichte Wälder, vereinsamte Dörfer, wunderschöne Kirchen, verfallene Burgen und eine stolze, tausende Jahre zurückreichende Geschichte.

Die Parade der Windräder auf dem Alto del Perdón

Es sollte erwähnt werden, dass Navarra bereits seit Jahren in ganz Europa eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien einnimmt. Beinahe 80% ihres Energiebedarfes deckt die Region aus regenerativen Quellen und dreiviertel davon produzieren die Windgeneratoren. Navarra, eine Autonome Gemeinschaft des Fortschritts, der Visionen, der ökologischen Verantwortung? Ich entdecke eine völlig neue Seite an der kleinen Provinz.

Hier auf dem Alto del Perdón stehe ich nun Auge in Auge mit den weißen Giganten, umtost von schneidend kalten Böen. Aneinandergereiht ragen vierzig schlanke Windgeneratoren mit riesigen Armen unerschütterlich in den Himmel.

Anlage mit ca. 40 Windrädern

Die ewige Pilgergruppe

Es ist eine bunt zusammengewürfelte, 14-köpfige Pilgergruppe, der wir auf dem Höhenzug begegnen. Ganz offensichtlich haben sie sich zufällig zusammengefunden, denn gemeinsam ist ihnen nur das Symbol der Jakobsmuschel auf ihren Umhängen oder Rucksäcken. Sie erscheinen wie eine Zeitreise durch die Geschichte der Pilgertradition.

Allen voran, als Tempomacher, ein forsch ausschreitender Einzelkämpfer. In seinem Windschatten folgt ein Wallfahrer mit Pilgerumhang, Stock und Schlapphut. Nur wenige Schritte dahinter ein Pärchen, das sich gemeinsam gegen den auf der Anhöhe tosenden Wind stemmt. Mit Kind und Kegel (sprich Diener, Magd, Packesel und Hund) reisen die nächsten Herrschaften, zu denen ein Edelmann mit Bundhosen, Dreispitz und Zopf Kontakt hält, während, mit einigen Metern Abstand, zwei jugendliche Wallfahrer mit geschulterten Rucksäcken die Nachhut bilden.

Ungeachtet ihrer gesellschaftlichen, Standes- und Altersunterschiede bilden sie eine eingeschworene Gemeinschaft. Man spürt, sie haben sie alle ein festes Ziel vor Augen, dem sie unbeirrbar entgegenstreben – Santiago de Compostela. Aber ihr dynamisch ausholender Schritt, die Haare, Kopftücher und Schals, die im Wind flattern oder ihre Umhänge, die sich durch die dazwischenfahrenden Luftwirbel bauschen, täuschen. Seit seiner Ankunft auf dem Gipfel im Jahr 1996 ist der Pilgerzug nämlich keinen Meter vorangekommen. 

Das lebensgroße, stählerne Kunstwerk, das auf so gelungene Weise Tradition und Moderne vereint, ist eine Spende der Betreiberfirma des Windparks. Es zollt den Tausenden und Abertausenden Pilgern Respekt, die Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr die Gebirgskette der Läuterung erklimmen.

“Donde se cruza el camino del viento con el de las estrellas” 
Wo sich der Weg des Windes mit dem Sternenweg kreuzt


So lautet die poetische Inschrift auf dem Pilgerdenkmal.

Auf dem weiteren Weg nach Puente la Reina konnten sich unsere Gedanken von diesem beeindruckenden Ort nicht lösen.

Nachdem wir in der Kirche „Iglesia del Cruzifijo“ vom Padre höchstpersönlich den Pilgerstempel bekamen, steuerten wir eine kleine Tapas-Bar an. Wir bestellten uns

Hier in Puente la Reina treffen der navarrische Jakobsweg (von St-Jean-Pied-de-Port kommend) und der aragonesische Jakobsweg (von Somport kommend) zusammen. Manche behaupten, dass hier der “eigentliche” Jakobsweg in Richtung Santiago, beginnt.